Nachdem wir gestern noch einen Tag mit Hospitationen im
Unterricht bei unseren kamerunischen Kollegen verbringen durften und die ersten
Versuche starteten, den von uns mitgebrachten Basketballkorb zu installieren
(ein schwieriges Unterfangen, denn es war keine Bohrmaschine aufzutreiben - so
mussten die Löcher in der Steinwand mit einem Schraubenzieher gebohrt werden
- und auch der angefragte Schreiner
hatte zunächst keine Säge zur Hand), starteten heute Morgen unsere eigenen
Unterrichtsversuche in den verschiedenen Klassen.
Die kamerunischen Kollegen
hatten im Vorhinein geäußert, sehr gerne verschiedene neue Methoden für ihren
Unterricht kennenzulernen, von daher gab es heute in zwei verschiedenen Blocks unterschiedliche
„Unterrichtsangebote“ von uns in den Klassen.
à
Block 1:
- Katrin Blumenstein: Steckbriefe aus der eigenen Klasse vorgestellt und die kamerunischen Schüler haben eigene Steckbriefe zurück geschrieben (3. Klasse)
- Sophie Trense: Experimente zum Luftdruck mit Wasser und Flaschen (6ème Collège)
- Marc Schmidt: Mathematikstunde mit einem Matherätsel, Multplikation mit Auslassen von bestimmten Zahlen (bei Fehlern mussten sich die Schüler setzen), Zahlen-Punkte-Bilder (Zahlen verbinden), einfaches Sudoku und eine Zahlenpyamide (4. Klasse)
- Cornelia Ruess und Dorothy Buhr: Bilderbuchgeschichte mit einer Eule vorgelesen und vorgespielt (Tierkarten-Bewegungen-Gebärden-Spiel). Problem: Nicht alle Tiere waren den Schülern gleich bekannt (Eichhörnchen, Bär…) (1. Klasse)
- Jan Roost und Leena Knorr: Steckbriefe der Schüler von Leena den kamerunischen Schülern vorgestellt und die Fragen der deutschen Schüler an die kamerunischen Schüler übersetzt. Dann haben die kamerunischen Schüler für einen ausgewählten Partnerschüler aus Deutschland die Fragen für das am morgigen Tag geplante Skype-Gespräch beantwortet. (6.Klasse)
àBlock
2:
- Katrin Blumenstein. Mathematikaufgaben mit Tafelfußball, Zahlen zuwerfen, „Mein rechter, rechter Platz ist frei“ mit Buchstaben und Fingeralphabet (3. Klasse)
- Sophie Trense: Experimente zum Luftdruck mit Wasser und Flaschen (7. Klasse Grundschule)
- Marc Schmidt: Wieder Matherätsel aber in einer schwierigeren Niveaustufe (5. Klasse)
- Cornelia Ruess und Dorothy Buhr: Wieder eine Bilderbuchgeschichte, aber mit etwas mehr Inhalt und mehr Rückmeldung der Schüler (2. Klasse)
- Jan Roost: Basketball: Die Techniken Zupassen und Werfen beigebracht und ein Spiel angeleitet (4ème Collège)
- Leena Knorr: Weltkartenpuzzle mit den Schülern zusammengesetzt und Kamerun und Deutschland gesucht. Danach zwei Achrosticha mit den Wörtern „CERSOM“ und „CAMEROUN“ mit der Klasse gemeinsam gebildet (4. Klasse)
Besondere Eindrücke des
Unterrichtstages (von Fr. Knorr):
Neben der großen Freude, dass der Unterricht trotz der Kommunikationshürden mit den kamerunischen Schülern und Lehrern (französisch / französische Gebärdensprache) gut funktionierte und die Schüler sehr aufmerksam und neugierig auf unsere mitgebrachten Methoden und Ideen reagierten, haben mich heute besonders zwei Erlebnisse beeindruckt. Bei der Vorstellung meiner Steckbriefe hatten nahezu alle Schüler meiner deutschen Klasse „Kunst“ als Lieblingsfach angegeben. Die Übersetzung dieses Faches gestaltete sich als eine wirklich Meisterleistung unseres kamerunischen Lehrer-Kollegen, denn „Kunst“ gibt es hier als Fach nicht und das Verständnis für den Inhalt unseres Faches fehlte völlig (am Ende kam eine Mischung aus Bildhauerei und Portraitmalerei heraus…). Auch die Frage nach dem Hobby bzw. der Lieblingsbeschäftigung bei Langeweile überforderte die kamerunischen Schüler nahezu, denn wirkliche Langweile kennen die Schüler hier nicht: Nach der Schule oder am Wochenende müssen sie im Haushalt helfen (putzen, kochen, einkaufen…), unabhängig vom Alter oder Geschlecht. Irgendwie behalfen wir uns dann mit der Umschreibung „Wenn du nach der Schule wirklich, wirklich nichts mehr anderes zu tun hast und frei bist, was machst du dann gerne?“.
Neben der großen Freude, dass der Unterricht trotz der Kommunikationshürden mit den kamerunischen Schülern und Lehrern (französisch / französische Gebärdensprache) gut funktionierte und die Schüler sehr aufmerksam und neugierig auf unsere mitgebrachten Methoden und Ideen reagierten, haben mich heute besonders zwei Erlebnisse beeindruckt. Bei der Vorstellung meiner Steckbriefe hatten nahezu alle Schüler meiner deutschen Klasse „Kunst“ als Lieblingsfach angegeben. Die Übersetzung dieses Faches gestaltete sich als eine wirklich Meisterleistung unseres kamerunischen Lehrer-Kollegen, denn „Kunst“ gibt es hier als Fach nicht und das Verständnis für den Inhalt unseres Faches fehlte völlig (am Ende kam eine Mischung aus Bildhauerei und Portraitmalerei heraus…). Auch die Frage nach dem Hobby bzw. der Lieblingsbeschäftigung bei Langeweile überforderte die kamerunischen Schüler nahezu, denn wirkliche Langweile kennen die Schüler hier nicht: Nach der Schule oder am Wochenende müssen sie im Haushalt helfen (putzen, kochen, einkaufen…), unabhängig vom Alter oder Geschlecht. Irgendwie behalfen wir uns dann mit der Umschreibung „Wenn du nach der Schule wirklich, wirklich nichts mehr anderes zu tun hast und frei bist, was machst du dann gerne?“.
Die zweite große Überraschung
stellte ich im Grundschulunterricht der vierten Klasse fest: Die Kinder hatten
augenscheinlich noch nie in ihrem Leben ein Puzzle gesehen und wussten
überhaupt nicht, wie sie die verschiedenen Teile zusammensetzen sollten. Der
Anfang der Stunde gestaltete sich als ein völlig unkoordiniertes
Zusammenpressen und Aneinanderhalten der Puzzlesteine, unabhängig von jeder Form
und Bebilderung der Einzelteile… Um so begeisterter waren die Kinder dann über
jedes passende Teilchen, das ihnen einzusetzen gelang und natürlich am Ende der
Puzzlephase, als wir die Weltkarte fertig zusammengesetzt hatten und Afrika mit
Kamerun und Europa mit Deutschland erkundeten.
Für Jan Roost war das erste
Bespielen des seit am Morgen endlich einsatzbereiten Basketballkorbes (unser
Gastgeschenk) das eindeutige Highlight des Tages: Besonders die
Begeisterungsfähigkeit und Lernfreunde der bisher nur fußballliebenden Jungs
war sehr beeindruckend und ergreifend.
Auch Sophie Trense war von ihrem
länderübergreifenden, kooperativen, Sprachbarrieren überwindenden,
handlungsorientierten Unterricht mit lebendig dargestelltem Experiment und
schriftlich und bildlich fixiertem Ergebnis extrem begeistert.
Am Nachmittag, der in CERSOM immer für die Schüler (wie in
ganz Kamerun) frei ist, machten wir mit einigen interessierten kamerunischen Kollegen
einen Ausflug zu nahegelegenen Wasserfällen. Diese waren ein wirklich
beeindruckende Naturschauspiel und dazu noch ein heiliger Ort ganz in der Nähe von Bafoussam!
Toller Bericht und super schöne Fotos :-D
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