Sonntag, der Tag, an dem auf unserem vollen Programmplan
endlich auch einmal die Worte „ausschlafen“ und „Zeit zur freien Verfügung“
auftauchten! Trotzdem gab es zwei übermütig integrationswillige Kamerunreisende,
die den Morgen mit den üblichen Sonntagvormittagsveranstaltungen der Familie
Djonthe teilen wollten: Jan Roost ging mit den männlichen Familienmitgliedern
um 5:30 Uhr zum (Früh-)Sport und Leena Knorr besuchte mit den Frauen den katholischen
Gottesdienst (von 7:00 - 9:30 Uhr!).
Alle zusammen trafen wir uns dann –auch mit den Langschläfern,
die zum Teil den ruhigen Vormittag zum Wäschewaschen genutzt hatten – zum späten
Frühstück gegen 10:30 Uhr. Die folgenden
Stunden waren dann mit 10000
Knoblauchzehen-schälen,in der Sonne sitzen, im Quartier spazieren gehen,
abspülen und Haare flechten gefüllt, bis wir uns um 14 Uhr schon wieder zum
Mittagessen zusammen fanden. Danach ging es dann für die ganzen Gruppe
gemeinsam los: Um 15 Uhr erwartete uns eine Versammlung der erwachsenen Gehörlosen
aus Bafoussam, Foumban und sogar Douala, die uns im Lehrerzimmer von CERSOM
etwas über ihren beruflichen Werdegang und dessen Schwierigkeiten berichten
wollte. Die Einladung zu diesem Treffen hatte einen übergroßen Erfolg gehabt:
Um die 50 junge und mitten im Leben stehende gehörlose Kameruner erwarteten uns
und berichteten in den nächsten drei Stunden lebhaft, ausgelassen und sehr anschaulich von ihren persönlichen
Lebenswegen. Ganz unterschiedliche Erfahrungen wurden uns berichtet: Junge
Männer und Frauen, die ihre Schulzeit zum Teil schon im frühen Grundschulalter
abbrechen mussten, weil die Eltern nicht mehr das Schulgeld bezahlen konnten;
einige berichteten davon, nach der Grundschule schon ins normale Arbeitsleben
(Schreiner, Schuhreparateur, Lieferant, Friseuse…), gewechselt zu haben, aber auch ein
Bachelorstudent war unter unseren heutigen „Referenten“. Auch unsere gehörlosen Kollegen berichteten
von ihrem beruflichen Werdegang und bekamen anschließend viele Fragen zu den
Bedingungen in Deutschland gestellt. Auch stellten wir kurz die
berufsberatenden Angebote der Freiherr-von-Schütz-Schule vor. Abschließend
berichtete Innocent Djonthe noch von der allgemeinen Situation der gehörlosen
Menschen in Westafrika, dann war es – mittlerweile war es fast 19 Uhr geworden –
auch schon Zeit zum Abendessen zu gehen.
Dafür hatte sich unser Orga-Team etwas ganz besonderes
ausgedacht: Wir gingen heute Abend in Bafoussam essen, dorthin, wo auch die
jungen Bafoussamer ausgehen. Wir fanden uns in einer sehr belebten, sehr lauten
Bar wieder, die gleichzeitig Disco und Restaurant war. Zu rhythmisch-kamerunischer
Musik gab es sehr leckeren frisch gerillten Fisch und Kochbananenpommes- ein
echtes Erlebnis!
Morgen beginnt nun die Austauschwoche mit unseren
kamerunischen Kollegen, bei der wir in international gemischten Teams Referate,
Workshops und Vorträge zu verschiedenen Themen zunächst vorbereiten und dann an
den folgenden Tagen uns gegenseitig präsentieren werden.
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